Was macht man, wenn man nicht den geplanten Dänemark-Urlaub buchen kann, aber dringend mal wieder etwas Nordsee-Luft schnuppern möchte? Gar nicht so einfach, im August (also während der Hochsaison zur Sommerferienzeit) noch spontan mit Hund eine schöne Urlaubsunterkunft an der Nordseeküste zu finden. Wir hatten nur eine Woche Zeit für den schnellen Urlaub und entsprechend kurz sollte auch die Anfahrt sein.
Gefunden haben wir ein schmuckes Reetdachhäuschen im nördlichen Nordfriesland, knapp 10km von der Küste und nur einen Steinwurf entfernt von der dänischen Grenze, mit kleinem eingezäunten Gärtchen dazu. Hunde willkommen. Die Vorfreude war sehr groß und die Hinfahrt zwar verregnet, aber mit einem netten Zwischenstop an der nordfriesischen Nordseeküste. Direkt auf dem Deich mit Blick auf den Koog – und inmitten von Schafen.
Schafsbegegnungen
Die Mitnahme von Hunden war hier ausdrücklich an kurzer Leine erlaubt und die Schafe hatten auch wenig Stress mit Scotty – eher andersherum. Diese wolligen und blökenden Ungetüme waren ein bisschen gruselig, aber eigentlich wäre er wohl gerne mal näher gekommen, um sie ausgiebig zu beschnuppern.
Das haben wir natürlich nicht getan und Abstand gehalten. Nur dieses super entspannte Schäflein haben wir erst spät entdeckt und es fühlte sich hinter seiner Bank offenbar sehr sicher und schaute neugierig.
Bis auf einen halben Regentag war uns Petrus sehr wohlgesonnen und wir hatten zwar windiges, aber angenehm norddeutsch-kühles Sommerwetter. Landschaftlich sind die Farben und der weite, unglaublich niedrige Horizont umwerfend, es riecht frisch – und da diese Gegend touristisch nicht so frequentiert ist, wie die Orte direkt an der Nordseeküste, auch sehr ruhig. Außer Seevögeln, blökenden Schafen und muhenden Kühen nicht viel zu hören. Herrlich. Endlich Urlaub.
Unerwartete Herausforderungen
Scotty fand diese Ruhe sicher auch angenehm, hatte aber mit anderen Herausforderungen zu kämpfen. Mit einer Fliegenphobie lebt hund eben im ländlichen Raum in ständiger Lebensgefahr und sobald auch nur eine Fliege im Haus war, konnte er sich kaum entspannen. Auch die ersten Gassi-Runden in schöner, grüner Natur und auf noch regennassen Wegen waren eine echte Herausforderung für ihn: Ständig hüfte irgendwo ein kleiner Frosch oder ein Insekt unter den Pfoten weg, es lagen nicht ganz vertrauenswürdige Früchte (Mirabellen oder Äpfel) und Laub herum, Holzbrücken mussten überquert werden und hinter hochem Gras schnauften und raschelten große Ungetüme.
Auch im Haus gab es neben den Fliegen eine große Herausforderung: Zum Schlafengehen musste Scotty mit uns abends eine recht steile und rutschige Treppe (mit nur einseitigem Geländer, zur anderen Seite offen) hinauf – und morgens gefahrlos wieder herunter. Es hat einige Anläufe gebraucht und sein Schlecken und Gähnen verriet, wie sehr ihn diese Aufgabe gestresst hat. Aber – und das erleben wir immer wieder mit ihm, auch auf den Holzbrücken – Scotty möchte diese Aufgaben auch unbedingt bewältigen. Wir haben gelernt, ihn dabei sein Tempo wählen zu lassen und nur etwas Hilfestellung zu geben. Die Freude und der Stolz, es geschafft zu haben, ist ihm dann auch anschließend anzumerken.
Sonne, Strand und Meer
Den Urlaub richtig rund gemacht haben allerdings unsere Ausflüge an die dänische Nordseeküste, nur 20 bzw. 45 Minuten von uns entfernt, und dank Sonne, Dünen und Sandstrand echte Urlaubsfeelings-Booster. Auf der Insel Rømø muss man zwar am Südstrand etwa 20 Minuten bis zur Wasserkante laufen, wenn man nicht mit dem Auto über den Sandstrand fahren möchte, aber dafür ist dort recht wenig los und wir konnten ungestört mit Scotty im Wasser spielen. Auch auf dem Weg dahin bleib viel Platz, um über den Wattboden zu toben. Beim zweiten Besuch haben wir es auch tatsächlich geschafft, Scotty mit Spielzeug und Leckerchen soweit ins Wasser hineinzulocken, dass er schwimmen musste. Bisher hat er immer dann umgedreht, wenn die Pfoten keinen Boden mehr berühren konnten. Mit drei Jahren hat er nun also auch sein Seepferdchen in den sanften dänischen Nordseewellen gemacht.
Etwas weiter vor Rømø, am Hjerpstedt Strand, konnten wir noch ungestörter am Wasser sein. Dort ist es zwar steiniger, aber dafür ist dieser Küstenabschnitt auch vielfältiger, mit Heide bewachsen und mit schönem Ausblick auf den Sylter Ellenbogen und den Südstrand von Rømø.
Diese Urlaubswoche hat Scotty ordentlich geschafft und seit wir wieder zu Hause sind, schläft er eigentlich nur noch. Endlich auch entspannt und ohne Fliegen (dank Frauchens Abneigung gegen inhäusige Insekten und daher umfangreich angebrachte Fliegengitter).
Eingeschränkte Empfehlung für Hundeurlaub
Auch wir Menschen fanden die Woche sehr schön und entspannend, allein durch die andere Umgebung, das kühlere norddeutsche Sommerwetter und die wunderschöne Landschaft. Die Strandausflüge haben außerdem einen ordentlichen Sommerferien-Kick gegeben.
Insgesamt würden wir aber mit Hund nicht wieder in diese Gegend fahren. Normale Gassirunden sind nicht so schön dort, oft nur an den zwar meist mäßig befahrenen Straßen, dafür aber mit wenigen Fußgängerwegen (und wenn, dann geteilt mit Radwegen). Wald gibt es im Norden nicht so viel und die Wege zwischen Wiesen und Weiden sind durch (Elektro-)Zäune begrenzt und zum Teil sind die Wege auch aus Rücksicht auf Schafe und Rinder für Hunde verboten. Und es gibt viele „Privatgelände“-Schilder an schönen Wiesenflächen, die Nutzung offensichtlich unerwünscht.
Für uns und Scotty kein Problem, für Freilauf gewöhnte Hunde mag die in Schleswig-Holstein ganzjährig geltende Leinenpflicht zudem störend wirken (es gibt aber ausgewiesene und eingezäunte Hundefreilaufflächen). In Dänemark gelten ja in der Hinsicht ähnliche Bedingungen, allerdings ist dort mehr Platz auf Wegen und Straßen, so dass man sich nicht so beengt fühlt mit Hund.
Gartenfreiheiten
Sehr gut gefallen hat uns Wohnungsbewohnern natürlich der Garten, in den wir Scotty einfach mal ohne Halsband oder Geschirr rauslassen und dort mit ihm spielen oder trainieren konnten. Die Gassi-Runden wurden dadurch nicht weniger, denn der „eigene“ Garten ist für Scotty kein Ort für „Geschäftliches“. Ein längerer Aufenthalt, bei dem Scotty sich auch einfach mal länger im Gras aufgehalten hätte, schied allerdings wiederum aus. Die Fliegen, ihr wisst… 😉 🪰