Hoopers Agility Training ist in erster Linie Kopfsache

Das war ein wirklich großartiges Training beim letzten Mal. Scotty war super motiviert und konzentriert auf dem Platz. Und auch ich war seit langem mal wieder präsent und fokussiert auf den Hund. Die Wochen davor hat das Zusammenspiel einfach nicht gut geklappt. Ich war unkonzentriert oder ohne ausreichende Körperspannung. Scotty hatte auch nicht immer seine besten Tage erwischt oder war einfach von meiner Ungenauigkeit viel zu verwirrt und erschöpft. Das klingt irgendwie zu sehr nach „mimimi“ für eine Hundesportart? Dann lest weiter, ich versuche mal, die Schwierigkeit – aber auch das Besondere – am Hoopers Agility zu erklären.

Agility ist anstrengend für den Kopf

Hoopers Agility ist eine richtig schöne Sportart für Hunde – und kognitive Auslastung sowohl für den Hund als auch für den Menschen. Ich möchte beinahe behaupten, dass es für Menschen sogar die größere Herausforderung ist. Ich zumindest bin nach dem Training in der Regel richtig k. o. und auch Scotty schläft quasi schon in seiner Box, wenn wir den Parkplatz vor dem Trainingsgelände verlassen haben.

Das anstrengende dabei ist die volle Konzentration auf den Lauf des Hundes und den Parcours sowie auf die präzise Körperhaltung gleichzeitig. Eigentlich muss man den Parcours bereits verinnerlicht haben, bevor der Hund überhaupt startet, damit man auch rechtzeitig die Signale für die nächste Richtung geben und richtig stehen kann.

Was ist dieses Hoopers Agility überhaupt?

Mit Agility können mittlerweile die meisten etwas anfangen und haben ein Bild von flitzenden, springenden und slalomlaufenden Border Collies im Kopf. Nun, ein halber Border ist ja bei uns schon mal vorhanden. Flitzen kann er auch durch den Parcours, aber das macht es eigentlich noch schwieriger für mich.

Hoopers Agility hat mit Springen und gemeinsamen Rennen nichts zu tun. Die Anzahl der Hindernisse ist beim Hoopern begrenzt. Sie bestehen aus Bögen (den sogenannten Hoops), Tonnen, Tunneln und Toren (mit einem Netz bespannte Rahmen, etwa hüfthoch). Diese Stationen passiert der Hund auf Anweisung des Menschen, der in der Mitte in einem fest abgesteckten Bereich steht. Dabei wird der Hund durch die Hoops geschickt, ein einer bestimmten Richtung um die Tonnen herum, durch den Tunnel und um die Tore herum. Die Anordnung variiert natürlich, mal leichter, mal schwieriger.

Die Signale werden dabei (in der von uns ausgeübten Variante) nur verbal kommuniziert:

„go“ – Lauf vorwärts durch den Hoop (manche sagen auch „vor“ oder eben „hoop“.

„außen“ – Lauf vom Menschen aus gesehen außen um die Tonne herum.

„weg“ – Lauf zwischen Tonne und Mensch hindurch um die Tonne herum.

„schiri“ – Unser „Reinruf“-Signal, d. h. der Hund soll in Richtung des Menschen zurück laufen, kann dann aber gleich wieder um oder durch das nächste Hindernis geschickt werden.

Es gibt noch mindestens ein weiteres Signal, aber soweit sind wir noch nicht.

Auf die Haltung kommt es an – und die Spannung

Doch auch, wenn die Anweisungen nur verbal kommuniziert werden, ist auch die Körpersprache und -haltung enorm wichtig – und ab da wird es richtig anstrengend für mich. Da ich nicht neben ihm herlaufe und ihm so den Weg durch den Parcours zeige, braucht er neben den verbalen Signalen eine Kommunikationsachse zu mir. Diese stelle ich her, indem ich mich mit ihm in seiner Laufrichtung mitdrehe. Nicole, unsere Trainerin, sagt immer, dass wir uns den Bauchnabel wie einen Strahler vorstellen sollen, der den Hund den gesamten Parcours hindurch beleuchtet.

Einfach? Nun ja. In Gedanken bin ich ja schon mindestens ein Hindernis weiter, weil ich Scotty spätestens beim Erreichen der aktuellen Station bereits die Anweisung für die nächste geben muss. Läuft er z. B. durch zwei Hoop und soll danach eine Tonne umrunden, muss ich beim Erreichen des zweiten Hoops das Signal „außen“ für die Umrundung der Tonne geben. Und da mache ich (und andere in unserer Trainingsgruppe auch) den Fehler, mich schon zur Tonne hin zu drehen. Da soll Scotty ja schließlich hinlaufen. Für Scotty fehlt damit aber die Verbindung zu mir, denn er sieht meine Vorderseite nicht mehr, meine Schulter dreht sich schon weg von ihm. Als Folge läuft er zu mir oder läuft um den Hoop herum biegt schon vor der Tonne ab. Was ihm eben so dazu einfällt.

Und ihr glaubt gar nicht, wie schwer es ist, sich diese (menschlich logische) Bewegung abzugewöhnen.

Ein weiteres Beispiel: Wenn Scotty um eine Tonne läuft und dann im 90° Winkel auf den nächsten Hoop zulaufen soll, lehne ich mich automatisch mit dem Oberkörper zurück und mache einen Schritt zur Seite. Was macht Scotty? Er kommt in meine Richtung gelaufen, hört dann aber das „Go“ für das Durchlaufen eines Hoops und läuft dann (im besten Fall) durch den nächsten Hoop, der in seiner Laufrichtung steht. Oder er bleibt bellend vor mir stehen, weil ich ihm aus seiner Sicht keine klaren Anweisungen gegeben habe.

Die Sache mit dem Gleichgewicht

Wie genau ich mit meinen Bewegungen sein muss, habe ich gemerkt, als es vor ein paar Wochen nach vielen Regentagen sehr rutschig auf dem Trainingsplatz war. Beim Drehen und „Drücken“ (dazu später einmal mehr) musste ich selbst sehen, das Gleichgewicht zu behalten und habe mich eben nicht ruhig mit Scotty mitgedreht. Das war eine wirklich schwierige Trainingseinheit. So sehr ich auch wollte, ich konnte Scotty keine klare Führung durch den kleinen Parcours geben. Abgesehen davon konnte ich mir an dem Tag nicht einmal drei Hindernis-Abfolgen merken. Auch das verunsichert den Hund, wenn ich offenbar selbst nicht weiß, wie der Weg nun weitergehen soll.

Im Übertragenen Sinn ist in so einer Hoopers-Trainingseinheit viel Grundlegendes zur Hundehaltung enthalten. Gerade einem so unsicheren Hund wie Scotty, der super schnell auf unsere Stimmungen und (Körper-)Haltungen reagiert, fällt sofort auf, wenn wir in Alltagssituationen unsicher sind, ambivalent, keinen klaren Plan haben von dem, was zu tun ist. Leider fühlt er sich dann auch dazu berufen, diese unklare Situationen lieber mal selbst in die Hand zu nehmen. Wir arbeiten dran.

Teamwork

Zurück zum Hoopern: Auch, wenn das alles gar nicht so einfach ist mit der Körperhaltung und dem Timing (und der Tagesform des Hundes), ist dieses Training eine wirklich tolle Teamarbeit. Scotty ist schon immer ganz aufgeregt, wenn wir vom „Hoopern“ sprechen. Und wenn wir auf dem Platz sind, kann er es gar nicht erwarten, endlich an der Reihe zu sein. An den „Streber-Tagen“ weicht er mir dann nicht von der Seite, quetscht sich schon im Gehen zwischen die Beine (das „Parken“ bildet die Startposition) und sitzt bis zum Startsignal gespannt wie ein Flitzebogen. Das allein macht schon so viel Spaß. Zu wissen, dass Scotty genauso gerne hoopert.

Info-Box

Über Parcours-Varianten, deren Schwierigkeiten und vieles mehr immer mal wieder an dieser Stelle. Und wer schon jetzt mehr darüber wissen möchte, schaut einfach mal hier rein:

Wir hoopern in der Hundeschule unseres Vertrauens mit Nicole Schanze von Martin Rütter Dogs Lüneburg-Buxtehude. Ältere und aktuelle Videos von unserem Training findet ihr in unserem Instagram-Account u. a. im Highlight-Ordner „Hoopers“ [Link zum Instagram-Account „Scotty.entert.mein.insta“]

Michael Kroner: https://www.hooperscoaching.com/easy-on-distance/

DHV https://dvg-hundesport.de/home/sportarten/hoopers/informationen-der-beauftragten-hoopers.263.de.html

Video auf Youtube von Ramona Houscht (Martin Rütter Dogs Heidelberg): Hoopers Modul1

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